Sonntag, 7. Juli 2019

Offene Gärten rund um den Alten See (III): Fast vergessen? Die See – Heimatliteratur zwischen Paul Geiß und Walter Gährisch


Blick auf die See


Wenn am 27. Juli 2019 um 9:00 Uhr zuerst im Garten von Yvonne und Dieter Kienast in Hoym die zweite diesjährige Präsentation der „Offenen Gärten rund um den Alten See“ startet, dann ist längst klar, dass es den „Alten See“ nie gegeben hat.

Es finden sich weder Ortschronisten, noch Regionalhistoriker oder Schriftsteller, die diesen See erwähnen oder beschreiben.

Ein Beispiel dafür ist der Heimatschriftsteller Dr. Paul Geiss (1871-1949), ein gebürtiger Staßfurter, Mediziner, Aschersleber Stadtverordneter und Förderer des Krankenhausbaus auf dem Aschersleber Dreihügelsberg.

Zu Lebzeiten war Geiß u- a. bekannt durch seine Heimatromane „Rund um den Arnstein“ und „Die Herrin von Langenstein“.

1933 erschien aus seiner Feder die Novelle „Der See“, in welcher der Autor u. a. die Konfliktlage um die Trockenlegung des Sees zwischen Gatersleben und Aschersleben beschreibt, fokussiert in der Person eines Freiherren von Seeburg auf Schloss Wilsleben und dem preußischen König Friedrich um 1745.

Doch als Dr. Walter Gährisch, ehemaliger Stephaneer, in Hannover lebend, irgendwann nach 1981 das Werk im Privatverlag neu herausgab und illustrierte, sah er sich genötigt, den lokalhistorischen Bezug zu relativieren, denn z. B. ein Herr von Seeburg auf Schloss Wilsleben ließ sich ebenso wenig belegen wie die Fehde mit dem preußischen König.

1745/46 war nämlich Friedrich II., genannt „der Große“, preußischer Monarch. Dem Enkel Friedrich I. blieben seine Verdienste um die fortgesetzte Urbarmachung „der See“, doch hatte dessen Großvater schon 1703 die Trockenlegung der Wasserfläche verfügt und beginnend vollzogen.

Auch die Stationierung eines 6. Kürassierregiments, dessen Major von Seeburg gewesen sein soll, zu dieser Zeit in Aschersleben ist fragwürdig.

Der See“ erschien 1933 offenbar im Privatverlag als Beilage des Anzeigers „Die Warte“, damals übrigens ohne Illustrationen.
Ob hiermit „Die Warte“ gemeint ist, lässt sich schwer klären.

Als Gährisch „Der See“ neu herausgab, war er offenbar schon hochbetagt. Wieso?

Der Publizist Gert Hagelweide publizierte zuletzt 2001 den elften Band einer lexikalischen Literatur-Enzyklopädie (bis 1970) im K-G-Saur Verlag München, welche auch Gährisch kennt und u. a. auf eine Gratulation zu dessen 60. Geburtstag im Jahr 1961 in Hannover verweist.

Wer nun vielleicht zur Lektüre der Novelle schreiten will, dem sei die wohl ungewohnte Empfehlung gegeben, als Erstes das Vor- und das Nachwort des Herausgebers zu lesen und sich der Tatsache „literarischer Freiheit“ zu stellen.

Illustration: Dr. Walter Gährisch



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