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Blick auf die See
Wenn
am 27. Juli 2019 um 9:00 Uhr zuerst im Garten von Yvonne und Dieter
Kienast in Hoym die zweite diesjährige Präsentation der „Offenen
Gärten rund um den Alten See“ startet, dann ist längst klar, dass
es den „Alten See“ nie gegeben hat.
Es
finden sich weder Ortschronisten, noch Regionalhistoriker oder
Schriftsteller, die diesen See erwähnen oder beschreiben.
Ein
Beispiel dafür ist der Heimatschriftsteller Dr.
Paul Geiss (1871-1949),
ein gebürtiger Staßfurter, Mediziner,
Aschersleber
Stadtverordneter und
Förderer des Krankenhausbaus auf dem Aschersleber Dreihügelsberg.
Zu
Lebzeiten war Geiß u-
a. bekannt
durch seine Heimatromane „Rund um den Arnstein“ und „Die Herrin
von Langenstein“.
1933
erschien aus seiner Feder die Novelle „Der See“, in welcher der
Autor u. a. die Konfliktlage um die Trockenlegung des Sees zwischen
Gatersleben und Aschersleben beschreibt, fokussiert
in der Person eines Freiherren von Seeburg auf Schloss Wilsleben und
dem preußischen König Friedrich um 1745.
Doch
als Dr. Walter
Gährisch, ehemaliger
Stephaneer, in Hannover lebend, irgendwann nach 1981 das
Werk im Privatverlag neu herausgab und illustrierte, sah er sich
genötigt, den lokalhistorischen Bezug zu relativieren, denn z.
B. ein
Herr von Seeburg auf Schloss Wilsleben ließ
sich
ebenso wenig belegen wie die Fehde mit dem preußischen König.
1745/46
war nämlich Friedrich II., genannt „der Große“, preußischer
Monarch. Dem Enkel Friedrich I. blieben seine Verdienste um die
fortgesetzte Urbarmachung „der See“, doch hatte dessen
Großvater schon 1703 die Trockenlegung der Wasserfläche verfügt
und
beginnend
vollzogen.
Auch
die Stationierung eines 6. Kürassierregiments, dessen Major von
Seeburg gewesen sein soll, zu dieser Zeit in Aschersleben ist
fragwürdig.
„Der
See“ erschien 1933 offenbar im Privatverlag als Beilage des
Anzeigers „Die Warte“, damals übrigens ohne Illustrationen.
Ob
hiermit „Die Warte“ gemeint
ist, lässt sich schwer klären.
Als
Gährisch „Der See“ neu herausgab, war er offenbar schon
hochbetagt. Wieso?
Der
Publizist Gert
Hagelweide publizierte
zuletzt 2001 den elften
Band einer lexikalischen Literatur-Enzyklopädie
(bis 1970) im K-G-Saur Verlag München, welche auch Gährisch kennt
und u. a. auf eine Gratulation zu dessen
60. Geburtstag im
Jahr 1961 in
Hannover verweist.
Wer
nun vielleicht zur Lektüre der Novelle schreiten will, dem sei die
wohl ungewohnte Empfehlung gegeben, als Erstes das Vor- und das
Nachwort des Herausgebers zu lesen und sich der Tatsache
„literarischer Freiheit“ zu stellen.
Illustration: Dr. Walter Gährisch
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Sonntag, 7. Juli 2019
Offene Gärten rund um den Alten See (III): Fast vergessen? Die See – Heimatliteratur zwischen Paul Geiß und Walter Gährisch
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