Sicher
haben viele mit gespanntem Interesse das aktuelle Geschehen um das
entlarvende Strache-Video und die darauf fußende Regierungskrise
nebst des Bruchs der christlich-demokratischen und
rechtsnationalistischen Koalition bei unseren südlichen Nachbarn in
Österreich verfolgt.
Ein
probater Stoff für viel Häme ob des Zeitpunkts der Publikation,
gut eine Woche vor der Wahl zum Europaparlament.
Ähnliches
geschah offenbar auf unterster Demokratieebene hier bei uns im
Vorfeld der Kommunalwahl im Ortsteil Frose der Stadt Seeland.
Die
Wählervereinigung Froser Bürger publizierte vor einigen Tagen ein
Video, welches eine scheinbare illegale Müllentsorgung am Froser
Badesee und eine mögliche Verschmutzung des Grundwassers
anprangerte.
Doch
war das gesamte Geschehen offenbar oberflächlich recherchiert und
voreilig „abgeschossen“. Empörung der Beschuldigten auf allen
Ebenen: Verständlich. Doch lesen Sie selbst in der MITTELDEUTSCHENZEITUNG online.
Nichts
dokumentiert besser als diese beiden Vorfälle, wie rasant sich die
Allgegenwärtigkeit des World Wide Web und seiner sozialen
Plattformen seit der letzten Kommunalwahl 2014 entwickelt hat und
politischen Inhalten aller Couleur zur raschen und unübersichtlichen
Verbreitung in der Informationsgesellschaft verhilft.
Damit
einher geht in Kommunen vor allem auf dem flachen Land der
schleichende Untergang der etablierten politischen Parteien als
Gestaltungsfaktoren des gesellschaftlichen Lebens.
An
ihre Stelle treten zunehmend Bürgerinitiativen und
Wählervereinigungen, lockere Zweckbündnisse auf unbestimmte Zeit,
aber wählbar, Blickrichtung lokale Probleme.
Welche
Kräfteverhältnisse dabei herrschen, zeigt z. B. der Ortsteil
Gatersleben der Stadt
Seeland.
Neun
Kandidatinnen und Kandidaten der BI Gemeinsames Seeland stehen hier
vier BewerberInnen der etablierten politischen Parteien, drei von
ihnen für die CDU, eine einsame Streiterin für die SPD, Linke und
Grüne Fehlanzeige, aber dafür ein Einzelbewerber.
Im
übrigen: Wieviel Mitglieder wird der neue Gatersleber Ortschaftsrat
haben? Neun, wie es die Wahlgesetze zulassen oder sieben, wie bisher?
In
diesem Zusammenhang sei darauf verwiesen, dass seit 2014 die
Bevölkerungszahl des Ortes sicher unter 2.000 gesunken ist.
2009
waren es noch über 2.200 (1), doch Ende 2016 verzeichnete das
Einwohnermeldeamt der Stadt Seeland noch 2.003 (2), ohne Umkehr
dieses Schrumpfens – und dafür gibt es keine Indizien – wären
nur noch knapp 1.970.
Spricht
das nicht eher für sechs, denn mehr Ortschaftsräte?
(1) WIKIPEDIA
(2) Amtsblatt der Stadt Seeland Nr. 87, 28. Januar 2017, S. 8
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