„Hilferuf eines Dorfes“ titelte
unlängst die MITTELDEUTSCHE ZEITUNG, als sie von einer
Öffentlichkeitsaktion der Bürgerinitiative Gatersleben mit
Spruchbannern an markanten Punkten Gaterslebens berichtete.
Den seinerzeit schwer Getroffenen wird
es wohl stets so vorkommen, es sei erst gestern gewesen, dass die
Selke im Harzvorland wie alles Wasser aus dem Harz drohte, ganze Orte
und Existenzen zu vernichten.
![](https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgBFZMg4xfnay59Gu13cnZsD1AE66hqtuFl6Ld-rT6qcS-pH0o7y7NZ7J5iaFzT8VcXMN72qPtUpc09echhTn1sq6qjySBRlXeSUqs2AWNm5TkLRZvhTIDvyIEL-xO0u0Uttv4OF_PcnJTO/s1600/Hochwasser_Gruppe_120215.jpg)
hilflos gegenüber stand.
Und so ringen Bürger und Politik seit
21 Jahren verständlicherweise um Wege und Mittel, Ähnliches für
jede Zukunft auszuschließen.
Die Wahl der Mittel dafür ist nicht
groß: Es bleibt wohl nur Gleiches mit Gleichem zu bekämpfen. D. h.
zum Beispiel eine Selke-Ufermauer in sensiblen Bereichen von
Gatersleben oder aber das Bestreben, durch den Bau eines komplexen
Rückhaltesystems mit Staumauer quer durch das Selke-Tal bei Meisdorf
die Folgen jahrhundertelangen Siedlungsgeschehen an dem
Vorharz-Flüsschen zu bekämpfen.
![](https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgme33wPdGfMf609zcLloe3wTBOI0GGPi-eSEkXebmGt_1nVnIhouu_yPUyDyMNyghaXkyxr0NPYujD18V96E7qoMPXkT8PgY6WMYDTcpl0xaB7d4O3jEh7Xsb0E05N8GnjDXHExT3COhRn/s1600/Selke_120215.jpg)
Doch es ist geschehen und manches setzt
sich heute fort, in dem Flutgrabensysteme nicht gepflegt oder
ausgebaut werden bzw. weiter hydrologisch bedeutsame Areale
versiegelt werden.
So stehen nun Bürger gegen Bürger:
Mit der Bürgerinitiative „Rettet das Selketal“ und ihren
Argumenten gegen die Bürgerinitiative „Pro Hochwasserschutz“,
die z. B. in Gatersleben aktuell und kommunalpolitisch forciert ihre
Anliegen plakatiert. Beide Lager versuchen nun, ihren Zielen
landespolitisch mehr agierendes Gewicht zu verleihen, betreiben das,
was man gemeinhin Lobbyismus nennt und lassen dabei auch manchen
schrillen Ton ala „Die grünen Spinner!“ nicht aus.
Die auf überregionaler Ebene
Verantwortlichen sind damit in einer komfortablen Lage. Sie müssen
sich für nichts entscheiden, können je nach politischer
Großwetterlage sich erst den einen und dann vielleicht den anderen
öffnen, dabei kleine Schritte tun, die zwar Bemühen signalisieren,
aber in der Sache nicht bewegen oder gar eine klare Entscheidung
herbeiführen.
Für den weniger betroffenen Beobachter
reduziert sich der Konflikt vor allem auf Planung oder Bau eines
Hochwasserrückhaltesystem im Harz und dabei im Kern auf die
Staumauer bzw. das Hochwasserrückhaltebecken bei Meisdorf. Ihm
stellt sich dieses als Damm quer durchs Tal, der im Falle des Falles
eine heranrollende Welle aufhalten soll, mit dem dahinterliegenden
Flusstal selbst als Stauraum. Wer sich diesen Fall bildlich
vorstellt, sieht eine Umweltkatastrophe. Falsch oder unzulässig
simplifizierend?
Und er beobachtet so eine Art St.
Florians-Prinzip. Verschone mein Haus und zünde das des Nachbarn an:
Keine Hochwasserflut in Orten am Selkeunterlauf wie in Gatersleben,
dafür aber „Land unter!“ für das Selketal. Kein Wasser in
meinem kleinen Gewächshaus, dafür eben braune Brühe auf der Straße
an der Selkemühle?
Ja klar, dass ist vereinfachend und
möglicherweise sogar falsch, sicher, aber es ist die Wahrnehmung des
Konflikts in der breiten Öffentlichkeit.
Das sollte man bedenken, wenn in der
Hitze der politischen Diskussion um den Hochwasserschutz die Position
der Gegenseite verbal rasch einmal verunglimpft wird und
Oberflächliches an die Stelle fundierter Sachargumente tritt.
Leider zu oft.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen