Montag, 20. Mai 2019

Kommunalwahl 2019 in der Stadt Seeland (1): Ein kleiner Skandal, Parteienverdrossenheit und Wählerbündnisse


Sicher haben viele mit gespanntem Interesse das aktuelle Geschehen um das entlarvende Strache-Video und die darauf fußende Regierungskrise nebst des Bruchs der christlich-demokratischen und rechtsnationalistischen Koalition bei unseren südlichen Nachbarn in Österreich verfolgt.
Ein probater Stoff für viel Häme ob des Zeitpunkts der Publikation, gut eine Woche vor der Wahl zum Europaparlament.

Ähnliches geschah offenbar auf unterster Demokratieebene hier bei uns im Vorfeld der Kommunalwahl im Ortsteil Frose der Stadt Seeland.
Die Wählervereinigung Froser Bürger publizierte vor einigen Tagen ein Video, welches eine scheinbare illegale Müllentsorgung am Froser Badesee und eine mögliche Verschmutzung des Grundwassers anprangerte.
Doch war das gesamte Geschehen offenbar oberflächlich recherchiert und voreilig „abgeschossen“. Empörung der Beschuldigten auf allen Ebenen: Verständlich. Doch lesen Sie selbst in der MITTELDEUTSCHENZEITUNG online.

Nichts dokumentiert besser als diese beiden Vorfälle, wie rasant sich die Allgegenwärtigkeit des World Wide Web und seiner sozialen Plattformen seit der letzten Kommunalwahl 2014 entwickelt hat und politischen Inhalten aller Couleur zur raschen und unübersichtlichen Verbreitung in der Informationsgesellschaft verhilft.
Damit einher geht in Kommunen vor allem auf dem flachen Land der schleichende Untergang der etablierten politischen Parteien als Gestaltungsfaktoren des gesellschaftlichen Lebens.
An ihre Stelle treten zunehmend Bürgerinitiativen und Wählervereinigungen, lockere Zweckbündnisse auf unbestimmte Zeit, aber wählbar, Blickrichtung lokale Probleme.
Welche Kräfteverhältnisse dabei herrschen, zeigt z. B. der Ortsteil Gatersleben der Stadt 
Seeland.

Neun Kandidatinnen und Kandidaten der BI Gemeinsames Seeland stehen hier vier BewerberInnen der etablierten politischen Parteien, drei von ihnen für die CDU, eine einsame Streiterin für die SPD, Linke und Grüne Fehlanzeige, aber dafür ein Einzelbewerber.
Im übrigen: Wieviel Mitglieder wird der neue Gatersleber Ortschaftsrat haben? Neun, wie es die Wahlgesetze zulassen oder sieben, wie bisher?

In diesem Zusammenhang sei darauf verwiesen, dass seit 2014 die Bevölkerungszahl des Ortes sicher unter 2.000 gesunken ist.

2009 waren es noch über 2.200 (1), doch Ende 2016 verzeichnete das Einwohnermeldeamt der Stadt Seeland noch 2.003 (2), ohne Umkehr dieses Schrumpfens – und dafür gibt es keine Indizien – wären nur noch knapp 1.970.

Spricht das nicht eher für sechs, denn mehr Ortschaftsräte?



(2) Amtsblatt der Stadt Seeland Nr. 87, 28. Januar 2017, S. 8




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen