Freitag, 27. März 2015

MZ titelt: Warum ausgerechnet Gatersleben? Und: Zeit ist Geld!



An so manchen Tagen frage ich mich, warum ich mich etwas unwohl fühle oder gar verstohlene Blicke um mich werfe, meine Mitmenschen heimlich und misstrauisch musternd.

Seit heute weiß ich es. Dank der MITTELDEUTSCHEN ZEITUNG.

Denn die titelt heute auf Seite 1: GATERSLEBEN Bürger fürchten nach jüngstem Überfall um ihre Sicherheit. Um dann im Innenteil des Blattes und auf der Online-Plattform die im Beitragstitel vermerkten Überschriften zu verkünden.

Das erklärt einiges, auch wenn ich bisher nicht das Gefühl gehabt habe, geradezu im Brennpunkt der Kriminalität im Salzlandkreis gelebt zu haben. Aber wie heißt es schon im Dialog „Das Frühstücksei“ bei Loriot: „Da stimmt eben mit Deinem Gefühl was nicht.“

So wird es sein.

Natürlich, wir gehören zu den Gaterslebern, denen schon mehr oder weniger Wertvolles entwendet wurde, darunter ein kleiner Einachs-Traktor, in deren Keller eingebrochen und deren Scheibenwischer am Auto ebenso wegrandaliert wurden wie die Kfz-Nummernschilder, die sich im Gebüsch wiederfanden.

Ärgerlich, eigentlich immer sogar sehr ärgerlich, doch kam danach nie das Gefühl auf, man müsse in unserer schönen und ruhigen Selkegemeinde gelegentlich um die eigene Sicherheit fürchten.

Auch nicht nach dem jüngsten und den jüngeren Ereignissen um die Filiale der Kreissparkasse im Ortszentrum, die Versuche, das Krediitinstitut zu berauben, zuletzt vom Ablauf eher wirkend wie ein misslungener Coup der Ohlsen-Bande, denn wie „Die Gentlemen bitten zur Kasse“.

Ja sicher, die Mitarbeiter der örtlichen Sparkassengeschäftsstelle werden das völlig anders empfunden haben, waren sicher schwer verunsichert, haben aber sicher Verständnis dafür, wenn man einiges mit gewissem Amüsement in Erinnerung an unfreiwillige Komik betrachtet.

Der letzte „harte Junge“ war 22 Jahre jung, kam gerade mal bis um die Ecke und ließ sich vom Vater überreden, das Gestohlene wieder herauszugeben und sich zu stellen.

Kurz: Knallharte und rücksichtslose Banditen waren wohl nicht im Spiel.

Doch suggeriert der heutige Aufmacher der Regionalausgabe der o. g. Zeitung anderes. Da ist die Rede von gezielter Planung („Deshalb Gatersleben“!), der Lage der Sparkassenfiliale an der Hauptstraße und günstigen Fluchtwegen über die nahe „Nordharzautobahn“ (Oha!), das alles illustriert mit einer bunten Landkarte im Generalstabsformat und den Abbildungen dunkler Gestalten, die schwere EURO-Säcke davon schleppen, sowie roten Explosionssymbolen.

Da brach man Bargeldautomaten auf, die heute wohl bevorzugte Methode des Geldraubes.

Alles in allem eine Tendenz zur rücksichtslosen Beschaffungskriminalität in Gatersleben?

Wohl kaum.

Doch eine Frage scheint berechtigt, die sich nicht erst jetzt stellt und welche wesentlich grundsätzlicher Natur ist: Was muss und vor allem kann eigentlich getan werden, um den nicht nur gefühlten, sondern realen Abbau öffentlicher Sicherheit, sprich der Ordnungsmacht Polizei, im ländlichen Raum, auch in Gatersleben, nicht nur aufzuhalten, sondern umzukehren? Oh, ein weites Feld …

Eine schlüssige Antwort auf diese Frage war bisher in Sachsen-Anhalt nirgends zu vernehmen, der besagte Zeitungsartikel thematisiert das ebenfalls nicht.

Doch wurde mir gesagt: „Die armen Sch … (Na, Sie wissen schon.) wissen eben oft auch nicht, was sie so schreiben sollen...“

Hoffentlich aber recht selten.