Freitag, 28. März 2025

In zweiter Reihe gestöbert (2) - Ein Sprachführer

Wider der Sprachlosigkeit


U
rsprünglich in intensiver Benutzung ist der Sprachführer Deutsch – Ukrainisch– Russisch von Ludmila Schubert über die Jahre in die zweite Reihe des heimischen Bücherregals verbannt worden.


Erschienen zuletzt 2008 in zweiter, überarbeiteter Auflage im Harrassowitz Verlag Wiesbaden hat er gerade 17 Jahre später im Lichte des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine aus Sicht eines deutschen Muttersprachlers eine nicht zu unterschätzende Aufwertung erfahren.


Diese verdient er vor allem durch die klare und umfassende Behandlung scheinbar jeder Sprachsituation des täglichen Lebens, schnörkellos und im übrigen ohne jegliche Illustrationen.

Verständlich gegliedert und inhaltlich strukturiert beginnt das Buch mit den Alphabeten beider slawischer Sprachen und endet mit einer vergleichenden Kurzgrammatik, der u. a. ein 1.300 Wörter und Wortverbindungen umfassendes Basisvokabular vorangestellt wird.

Hinweisen zu Orthografie und Phonetik folgen im ersten Teil allgemeine Redewendungen z. B Begrüßungen oder auch Trinksprüche und Sprachsituationen wie Visum, Passkontrolle oder Geldwechsel und anschließend ein Anhang mit u. a. den Grund- und Ordnungszahlen, der Uhrzeit und Maßeinheiten.

Der Sprachführer richtet sich eindeutig an Nutzer, die aus beruflichen Gründen oder z. B. als Studenten ein kompetentes Nachschlagewerk für den täglichen Gebrauch benötigen.

Sehr empfehlenswert.


Ludmila Schubert

Sprachführer Deutsch – Ukrainisch – Russisch

Harrasowitz Verlag Wiesbaden 2008

2., überarbeitete Auflage, 197 S.

ISBN 978-3-447-05765-3


 

Freitag, 28. Februar 2025

Bundestagswahl 2025 (1): CDU hat gewonnen und doch verloren

Es ist Tag Fünf nach der vorgezogenen Bundestagswahl, reichlich Politklamauk wurde in deren Vorfeld ebenso geboten wie auch einige wenige Ideen für einen klaren Kurs heraus aus der innenpolitischen Krise Deutschlands.

Die geklammerte Eins im Titel steht für die Ahnung, dass es noch in diesem Jahr erneut zu Neuwahlen kommen wird.

Die Siegesparade der CDU wirkt eher pflichtschuldig, denn begeistert. Das eigentliche stimmenprozentuale Ziel wurde klar verfehlt und der neue, designierte Bundeskanzler Friedrich Merz bestätigte die Enttäuschung darüber unfreiwillig mit seinem „Rambozambo“dort, wo es „Rambazamba“ hätte heißen müssen. Ein Rambo, wer Arges dabei denken mag!

Gleichzeitig muss das Abschneiden der SPD geradezu als absoluter Tiefpunk ihrer historischen Entwicklung verstanden werden, mit weitreichendem Analyse- und Handlungsbedarf, doch kapriziert sich die Führungsspitze der „alten Tante SPD“ als Juniorpartner der CDU auf Augenhöhe.

Das bewies das Verhalten von Ralf Stegner im ZDF-Polittalk mit Markus Lanz gestern am späten Abend.

Der SPD wäre eine machtpolitische Regierungsabstinenz sicher gut bekommen, so aber droht der Absturz in die Bedeutungslosigkeit. Lars Klingbeil grüßt schon mal von der Brücke der Titanic, während Saskia Esken systematisch und mit wuchtigen Schlägen Lecks in die Rettungsboote schlägt!

Doch das ist nicht vordergründig Gegenstand dieses Beitrags.

Es geht vielmehr um eine anonyme Verunglimpfung der CDU mittels eines - ja wie nennt man so etwas – Flugblatts (Abbildung), welches sich zeitgleich mit einer Wahlwerbung für den Direktkandidaten der CDU im Postkasten fand.

Die Verfasser, offensichtlich politische Hardcore-Gegner der Christdemokraten, scheuen das Licht des öffentlichen Diskurses ebenso wie Geldgeber, Designer, Drucker, Verleger und Verteiler des Schmierblatts, verlieren sich im (Zitat)

 „Wer CDU wählt, wählt, wählt Terror … Armut… Hunger… Krieg…“

 Auf der Rückseite heißt es gar:

„Wollt Ihr Verbrecher wählen“ ,,, Lügner, Heuchler und Opportunisten (…)

Das lässt Schlimmes ahnen für die politische Entwicklung schon der nahen Zukunft. Dagegen hilft nur eine Einheitsfront (deutschpolitisch-historischer Begriff) der Demokraten, deutschpolitisch-aktuell Brandmauer genannt.

Vergessen wir MartinNiemöller nicht:

Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Kommunist. Als sie die Sozialdemokraten einsperrten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Sozialdemokrat. Als sie die Gewerkschafter holten, habe ich nicht protestiert; ich war ja kein Gewerkschafter. Als sie die Juden holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Jude. Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestieren konnte.“

Jene, die die Demokraten holen wollen, haben schon zum Jagen geblasen.








Freitag, 7. Februar 2025

Der sich lohnende Weg ins Kino: "Kundschafter des Friedens 2"


Nur noch selten führt uns unser Weg in das Kino der einstigen Kreisstadt Aschersleben, aber hier findet sich in annehmbarer Nähe
mit dem Filmpalast Aschersleben noch ein Lichtspieltheater im besten Sinne des Worts, eine gelungene Synthese von moderner Technik und atmosphärischem Ambiente vergangener Zeiten. Es riecht nach Kino!

Genau der richtige Rahmen also für einen filmischen Brückenschlag zwischen dem Gestern der einstigen „Aufklärer“ im Ministerium für Staatssicherheit der vor Jahrzehnten untergegangenen DDR und der mehr oder minderen Beschaulichkeit ihres gegenwärtigen Rentnerdaseins.

Verständlich daher, dass der Film „Kundschafter des Friedens 2“ 2024 nur wenige und zumeist ältere Zuschauer ins Kino lockt , vor allem jene, welche nach der ersten gleichnamigen Gesellschaftskomödie 2017 nun voller gespannter Aufmerksamkeit waren.

Was würde wohl der zweite Film bringen?

Dreh- und Angelpunkt der Handlung ist der erbrechtliche Streit zwischen den Stasi-Genossen als Verteidiger von DDR-Eigentum an der Ernst-Thälmann-Insel in der kubanischen Karibik gegen die durchtriebene Lady Helene, gespielt von Corinna Harfouch, welche sich das Eiland unter den Nagel reißen will.

Tatsächlich hatte 1972 Fidel Castro lediglich symbolisch der DDR anlässlich eines Staatsbesuchs von Erich Honecker die Insel überschrieben. Doch das war für den Film ohne Bedeutung.

Die eher tröge Filmhandlung fand ihre, sie rettende Aufwertung im augenzwinkernden Schauspiel der Erzkomödianten Henry Hübchen und Katharina Thalbach, die herausragenden Darsteller eines brillant aufgelegten Ensembles. Das Ganze auch getragen von der kongenialen Regie RobertThalheims.

Nicht zu vergessen dabei die leider eher seltenen Momente wahrer, ein Lachen verursachender Situationskomik.

Kurz gesagt: Ein mehr als nur unterhaltsamer Kinofilm vor allem für die DDR-Generation 55+. Auf jeden Fall empfehlenswert!

Und noch ein Tipp: Wer mehr zum Thema und den Mimen erfahren will, dem sei die Gesprächsreihe „Missverstehen Sie mich richtig“, zu finden auf YouTube empfohlen.

Sonntag, 26. Januar 2025

Die Stunde Null

Es ist sonntäglich still im auch ansonsten nur wenig lärmenden Gatersleben im östlichen Harzvorland.

Eine anspornende Ruhe, eine andere Ruhe als jene, welche diesen Blog über die letzten Jahre „einschlafen“ ließ. So wie scheinbar das, was man „politisches Leben“ in unserem Ort nennen könnte.

Zugegeben: Die Wortmeldungen in der nun schon altbekannten Form des Blogs scheinen allgemein weniger geworden zu sein, die rasche, pointierte, manchen inhaltlichen Konflikt befeuernde Wortmeldung z. B. via „X“ bzw. anderer social media ist dominierend.

Und ebenso unübersehbar ist ein Abgleiten mancher politischer Egos in einen demagogischen Argumentationsstil, welcher fatal an die Sportpalast-Rhetorik des totalen Kriegs eines Josef Goebbels erinnert, befeuert durch die schier grenzenlosen technischen Möglichkeiten moderner Kommunikation. Oder wie soll man die Video-Auftritte eines Elon Musk über Deutschland schwebend ansonsten verstehen?

Längst haben sich auch in den etablierten konservativen Parteien, vor allem „nach Aschaffenburg“, und Politiker wie Markus Söder oder Friedrich Merz auf den Weg begeben, die „Wer hat’s erfunden ...“Polemik einer Alice Weidel und ihrer AfD Macht erheischend zu überholen. Dies erinnert fatal an den alten SED-Spruch vom Überholen ohne Einzuholen. Die kommende Woche verspricht dafür den Beweis im deutschen Parlament zu liefern. Im abendlichen „Bericht aus Berlin“ des ZDF ließ ein die Stirn runzelnder Merz daran keinen Zweifel. Oder sollte man sich doch täuschen? Wenn ja, so wäre der Irrtum ein gern gesehener.

Diese Entwicklungen vollziehen sich im Kontext mit gravierenden Demokratieverlusten, nicht zuletzt auf kommunaler Ebene.

So traten bei der letzten Kommunalwahl hier im Ortsteil weniger als die Hälfte der notwendigen Bewerber für ein ehrenamtliches Mandat im Ortschaftsrat an. Es wurde eine Nachwahl notwendig, welche ausschließlich Kandidaten aus der Wählervereinigung Gatersleben sah.

Sicher die Folge eines nun schon alten Webfehlers der Kommunalverfassung, welcher dem Ortschaftsrat jegliche Entscheidungsmacht verweigert. Die Geschichte vom zahnlosen Tiger sozusagen.

Und dies in einer Gemeinde mit mehr als 2000 Einwohnern!

Kurz gesagt: Es wird höchste Zeit sich wieder zu Wort zu melden. Packen wir es an.

Eine Ergänzung: Das private Blogbild "Am Anger" zu diesem Eintrag ist schon sechs Jahre alt. Damals gab es noch einen Web-Auftritt des Ortsteils.

Donnerstag, 30. September 2021

In der zweiten Reihe gestöbert (1) – Lea Rabin

Ich gehe weiter auf seinem Weg. Erinnerungen an Jitzchak Rabin

Es ist am späten Abend des 4. November 1995, als sich ungläubiges Entsetzen in Tel Aviv und ganz Israel verbreitet.

Der Ministerpräsident Israels Jitzchak Rabin iwurdeam selben Tag nach einer Kundgebung für Frieden und Verständigung mit der arabischen Welt über eine Zwei-Staaten-Lösung von einem rechtsextremen, religiös-fanatischen Jurastudenten angeschossen und dabei tödlich verletzt.

Als Lea Rabin im ersten Teil ihres Buches von 1997 das Erleben dieses Abends schildert, findet der Leser die Ehefrau des Friedensnobelpreisträgers seltsam sachlich vor, offenkundig ihr Weg, die grenzenlose Trauer über den Tod des Liebsten zu bewältigen.

Gleichzeitig erinnert sie daran, wie nah der Frieden zwischen der arabischen Welt und Israel Ende der 1990er Jahre schien. Längst war ihr Mann, als Generalstabschef der israelischen Armee gefeierter Held des Sechstagekriegs von 1967, vom Falken zum Friedensboten geworden Für dessen politische Positionen stand der Friedensprozess von Oslo und der Handschlag mit PLO-Chef Yassir Arafat im Garten des Weißen Hauses in Washington unter der Vermittlung des US-Präsidenten Bill Clinton stand.

Mit dem Tod Rabins verlor der Oslo-Prozess rasch an Dynamik, ein Geschehen geriet ins Abseits, mit dem viele Israelis und Araber so große Hoffnungen verbanden.

Heute erscheint der Friedenswille der 1990er Jahre unsagbar fern, ferner denn je.

Lea Rabin hat ihn zeit ihres Lebens unbeirrt propagiert.

Sie verstarb am 12. November 2000 im Kreise ihrer Nächsten in der Stadt Petach Tikwa (Israel).


Über: Lea Rabin Ich gehe weiter auf seinem Weg. Erinnerungen an Jitzchak Rabin, Droemer Knaur, 1997, 442 Seiten, ISBN 3-426-26975-9

Wer mehr über das Israel von heute erfahren möchte … ein Lesetipp:

Tuvia Tenenbom Allein unter Juden Eine Entdeckungsreise durch Israel, Suhrkamp Verlag Berlin,
2014, 473 Seiten, ISBN 978-46530-1

Samstag, 7. August 2021

Endlich ein Neubeginn ...

Zugegeben: Es war eine lange (vielleicht zu lange) Trockenzeit in diesem Blog. Nur zögerlich wagen wir uns erst jetzt wieder hervor, nachdem in der Vergangenheit an den publizierten Beiträgen mit juristischer Verfahrensdeckung nicht nur sachliche Kritik geübt wurde. C’iest la vie!

Ortsausgang Gatersleben, Richtung Quedlinburg
Foto: privat
Zukünftig sollen vor allem anspruchsvolle Texte und gute Bücher, teils vielleicht schon antiquarischer Natur, aber garantiert aus eigener Bibliothek, vorgestellt und besprochen werden.

Dies nicht allein, aber doch vorrangig zum Zweck, manche Leserin und manchen Leser zu motivieren, wieder einmal zum gedruckten Buch zu greifen und in dessen literarischer Tiefe zu versinken.

Und gleichzeitig entsteht vor dem geistigen Auge des Schmökernden seine ganz individuelle, geradezu schemenhafte bildliche Interpretation des Gelesenen, oftmals in gegenteiliger Visualität zur darstellenden, z. B. cineastischen Version des Stoffs.

Und ist es nicht faszinierend? Im Buch kann man sofort und ohne reglementiert zu werden zurückblättern, den Faden neu aufnehmen und anders interpretieren. Wie spannend!

Aber natürlich wird es eher sporadisch auch wieder um das kommunalpolitische Geschehen gehen, vor allem dort, wo man man sich offensichtlich im scheinbar grenzenlosen Absurdistan tummelt. Nicht immer, aber immer öfter? Wenn es dann wenigstens lustig wäre …

Lassen Sie sich also überraschen.


Demnächst hier vorgestellt: Nie war ein Frieden im Nahen Osten so nah… - Lea Rabin Ich gehe weiter auf seinem Weg. Erinnerungen an Jitzchak Rabin, Droemer Knaur, 1997 

Donnerstag, 14. November 2019

Wie erwartet: Bundesautobahn A 36 wird in Sachsen-Anhalt zum Millionengrab. Wer hat, der kann? (I)



Vor einigen Tagen erschien auf der Online-Plattform des Bundes der Steuerzahler Deutschlands e.V. unter dem Titel „Farbänderungen bei Straßenschildern kostet drei Millionen Euro“ ein Beitrag von Ralf Seibicke, Ex-Präsident des Landesrechnungshofs Sachsen-Anhalt, in welchem die Millionen schwere, aber sinnentleerte Umschilderung der einstigen B6 thematisiert wird.

Dabei steht das Land Sachsen-Anhalt im Fokus und auch die Stadt Seeland wird tangiert. Bevor dies aber erörtert werden soll, eine Erinnerung an den Artikel „Bundesstraße 6 wird zur A 36 – Der Politposse letzter Teil?“ vom 3. Oktober 2018 auf POLITISCHES SALZLAND.DE:

Der Kreis schließt sich: Am 1. Januar 2019 soll nun die Bundesstraße 6 in die Bundesautobahn A 36 umgewidmet werden.

Damit finden Diskussionen und Planungen ein Ende, die seit mehr als sieben Jahren mehr oder minder geführt wurden,

Den Versuch, eine öffentliche Diskussion dazu anzuregen, unternahm wohl als Erste die Online-Plattform POLITISCHES SALZLAND am 1. Juli 2012 unter der Schlagzeile „Bundesstraße ade, Bundesautobahn ole? - Eine Politposse“ .
Inhalt dieses Beitrags war u. a. ein Offener Brief zum Thema, gerichtet an alle Fraktionen des Kreistags, welcher von diesen mehrheitlich ignoriert wurde.

Deshalb folgten weitere Anmerkungen in den Blogs POLITISCHES SALZLAND und POLITISCHES SEELAND, zuletzt am am 30. März vergangenen Jahres, die alle unkommentiert blieben.
Und auch neue Argumente pro Autobahn gab es nicht, eine Kosten-Nutzen-Analyse offerierte niemand der kommunalpolitischen Öffentlichkeit.

Welchen Nutzen diese Umwidmung nun tatsächlich haben wird, bleibt eine Sache des Gefühls, der Emotionen.

Doch eines steht fest: Die Umwidmung wird teuer, jedoch hat sich bis jetzt niemand aus der Deckung getraut und wenigstens annähernd beziffert, wie viel Hunderttausende oder gar Millionen EURO allein die Neubeschilderung kosten wird.
Wer sich dabei an die Kosten einer Neuanfertigung gestohlener Ortseingangsschilder in Nachterstedt erinnert, dem dürfte bei solchen Überlegungen schwindelig werden.