An
so manchen Tagen frage ich mich, warum ich mich etwas unwohl fühle
oder gar verstohlene Blicke um mich werfe, meine Mitmenschen heimlich
und misstrauisch musternd.
Seit
heute weiß ich es. Dank der MITTELDEUTSCHEN ZEITUNG.
Denn
die titelt heute auf Seite 1: GATERSLEBEN Bürger fürchten nach
jüngstem Überfall um ihre Sicherheit. Um dann im Innenteil des
Blattes und auf der Online-Plattform die im Beitragstitel vermerkten
Überschriften zu verkünden.
Das
erklärt einiges, auch wenn ich bisher nicht das Gefühl gehabt habe,
geradezu im Brennpunkt der Kriminalität im Salzlandkreis gelebt zu
haben. Aber wie heißt es schon im Dialog „Das Frühstücksei“
bei Loriot: „Da stimmt eben mit Deinem Gefühl was nicht.“
So
wird es sein.
Natürlich,
wir gehören zu den Gaterslebern, denen schon mehr oder weniger
Wertvolles entwendet wurde, darunter ein kleiner Einachs-Traktor, in
deren Keller eingebrochen und deren Scheibenwischer am Auto ebenso
wegrandaliert wurden wie die Kfz-Nummernschilder, die sich im
Gebüsch wiederfanden.
Ärgerlich,
eigentlich immer sogar sehr ärgerlich, doch kam danach nie das
Gefühl auf, man müsse in unserer schönen und ruhigen Selkegemeinde
gelegentlich um die eigene Sicherheit fürchten.
Auch
nicht nach dem jüngsten und den jüngeren Ereignissen um die Filiale
der Kreissparkasse im Ortszentrum, die Versuche, das Krediitinstitut
zu berauben, zuletzt vom Ablauf eher wirkend wie ein misslungener
Coup der Ohlsen-Bande, denn wie „Die Gentlemen bitten zur Kasse“.
Ja
sicher, die Mitarbeiter der örtlichen Sparkassengeschäftsstelle
werden das völlig anders empfunden haben, waren sicher schwer
verunsichert, haben aber sicher Verständnis dafür, wenn man einiges
mit gewissem Amüsement in Erinnerung an unfreiwillige Komik
betrachtet.
Der
letzte „harte Junge“ war 22 Jahre jung, kam gerade mal bis um die
Ecke und ließ sich vom Vater überreden, das Gestohlene wieder
herauszugeben und sich zu stellen.
Kurz:
Knallharte und rücksichtslose Banditen waren wohl nicht im Spiel.
Doch
suggeriert der heutige Aufmacher der Regionalausgabe der o. g.
Zeitung anderes. Da ist die Rede von gezielter Planung („Deshalb
Gatersleben“!), der Lage der Sparkassenfiliale an der Hauptstraße
und günstigen Fluchtwegen über die nahe „Nordharzautobahn“
(Oha!), das alles illustriert mit einer bunten Landkarte im
Generalstabsformat und den Abbildungen dunkler Gestalten, die schwere
EURO-Säcke davon schleppen, sowie roten Explosionssymbolen.
Da
brach man Bargeldautomaten auf, die heute wohl bevorzugte Methode des
Geldraubes.
Alles
in allem eine Tendenz zur rücksichtslosen Beschaffungskriminalität
in Gatersleben?
Wohl
kaum.
Doch
eine Frage scheint berechtigt, die sich nicht erst jetzt stellt und
welche wesentlich grundsätzlicher Natur ist: Was muss und vor allem
kann eigentlich getan werden, um den nicht nur gefühlten, sondern
realen Abbau öffentlicher Sicherheit, sprich der Ordnungsmacht
Polizei, im ländlichen Raum, auch in Gatersleben, nicht nur
aufzuhalten, sondern umzukehren? Oh, ein weites Feld …
Eine
schlüssige Antwort auf diese Frage war bisher in Sachsen-Anhalt
nirgends zu vernehmen, der besagte Zeitungsartikel thematisiert das
ebenfalls nicht.
Doch
wurde mir gesagt: „Die armen Sch … (Na, Sie wissen schon.) wissen
eben oft auch nicht, was sie so schreiben sollen...“
Hoffentlich
aber recht selten.